Lange hatte ich überlegt, ob wir im Urlaub einen Ausflug nach Mailand machen sollten. Dafür spricht, das es ziemlich einfach ist, der Zug fährt umsteigefrei stündlich bis Milano Centrale. Dagegen spricht, das man nur einen halben Tag Zeit dort hat, und das ist für eine Millionenstadt ziemlich wenig. Lange unentschieden, hieß es zum Schluss „Machen wir’s!“, und an unserem letzten Tag im Tessin geht es uns nun auf nach Mailand. Klar war aber, das es ein „kein Stress“ Ausflug wird. Wir wollten uns ein bisschen umschauen, alles was der Reiseführer so anbietet, abzuhaken, war nicht unser Ziel.
Es geht damit schon bei der Anreise ganz gemütlich los, Früher wie üblich aufstehen wollten wir nicht, und der Fahrplan passte jetzt nicht so zu unseren Gewohnheiten. Der Zug nach Mailand fährt jeweils zur Minute 25 ab Locarno, 55 wäre uns lieber gewesen. Da geht es jedoch nur bis Chiasso ohne Anschluss. Also warten wir erstmal eine halbe Stunde bevor es los geht. Um 10:25 Uhr pünktlich losgefahren, kommen wir gut zwei Stunden später nicht mehr ganz so pünktlich in Milano Centrale an. Und verglichen mit dem Hauptbahnhof einer italienischen Millionenstadt ist es in Locarno und Umgebung doch eher beschaulich. Wir werden in den freitäglichen Trubel hineingeworfen und brauchen etwas Zeit um uns zu orientieren.
Die zentralen Hauptsehenswürdigkeiten Mailands wollen wir uns ansehen, Nummer Eins ist sicher der Dom. Als zweiten Punkt hatte ich mir das Castello Sforzesco „ganz in der Nähe“ vorgenommen. Wir machen uns vom Bahnhof zu Fuß auf in Richtung Dom.
Zu Fuß zum Bahnhof zum Dom zu laufen, ist nicht das Allersinnvollste. Insbesondere am Anfang ist es ziemlich uninteressant, es gibt breite Verkehrsschneisen mit entsprechendem Lärm und gesichtslosen Hochhäusern rechts und links. Besser fährt man die Strecke mit der U-Bahn. Wenn man in die Innenstadt, in die Nähe des Doms, kommt, ändert sich das natürlich. Ein paar Fotos von unserem Marsch:
Zwischen der Piazza della Scala und der Piazza del Duomo liegt dann die Galleria Vittorio Emanuele II. Sie wird als Italiens älteste Shopping Mall bezeichnet. Benannt ist sie nach Victor Emanuel II, dem ersten König des Königreiches Italien. Gebaut wurde sie von 1865 bis 1877 durch den Architekten Guiseppe Mengoni. In der Galerie befinden sich vor allem hochpreisige Geschäfte und Restaurants. Ein paar Eindrücke:
Und dann sind wir auf der Piazza del Duomo und stehen vor eben jenem, offiziell Cattedrale Metropolitana della Natività della Beata Vergine Maria genannt. 1386 wurde der Bau begonnen, 1572 geweiht – da war er aber immer noch nicht fertig. Erst unter Napoleon wurde er 1813 vollendet.
Für den Besuch des Doms braucht man Eintrittskarten und die gibt es im „Central Ticket Office“, das muss man erstmal finden. Wir entscheiden uns für das günstigste Ticket, 8 Euro kostet es und beinhaltet neben dem Eintritt in den Dom den Besuch des Museums.
Das Dom Museum liegt gegenüber des Doms im königlichen Palast und enthält so ziemlich alles, was an Kunst am und im Dom vorhanden ist. Für uns ist das ein bisschen erschlagend.
Jetzt ist aber wirklich Zeit für eine Mittagspause. Nur Wohin? Rund um den Dom ist nicht nur alles touristisch, sondern auch überfüllt. Wir wandern ein wenig umher und landen in einem kleinen Café an der Via Speronari.
Und dann geht es wie angedacht weiter in Richtung Castello Sforzesco durch prachtvolle Gechäfts- und Einkaufsstraßen und anschliessend noch weiter durch den Simplonpark (Parco Sempione) bis zum Friedensbogen (Arco della Pace).
Hinter dem Park soll es dann eine Straßenbahnhaltestelle geben und laut Google Maps fahren die Straßenbahnlinien von dort zur Station Centrale, wir könnten also so langsam die Rückreise antreten, denn um 17:49 Uhr wollen wir ab Centrale wieder nach Locarno zurückfahren. Die Haltestelle ist auch da, aber dann beginnt unser Pech. Es kommt nämlich keine Straßenbahn, Google hat wohl nur die Soll Zeiten und keine aktuelle Informationen. Ob es nur eine Betriebsstörung ist (der Straßenverkehr in Mailand ist ja recht chaotisch) oder die Strecke wegen Bauarbeiten überhaupt nicht befahren wird, ist aus den Aushängen und Anzeigen nicht ersichtlich (Es stellt sich heraus, beides ist richtig). Irgendwann entschließen wir uns, noch einen Kilometer weiter zu laufen zur nächsten Metrostation und mit dieser zu fahren. Während des weiteren Marsches kommt uns dann doch eine Bahn der Linie 1 entgegen und wir laufen schnell zur nächsten Haltestelle. So ganz einfach ist es aber nicht, der Fahrer will niemanden mehr mitnehmen und fängt an, die in der Bahn sitzenden Fahrgäste herauszukomplimentieren. Aufgrund der Bauarbeiten fährt die Linie nämlich nicht am Dom vorbei und er geht wohl (zu Recht) davon aus, das dies das Ziel aller Touristen in der Bahn ist. Nachdem wir ihm begreiflich gemacht haben, das wir zum Bahnhof wolllen, dürfen wir dann mitfahren. An der Haltestelle Republicca verlassen wir die Straßenbahn und laufen den letzten Kilometer zu Fuß.
Am Bahnhof angekommen, geht es lustig weiter. Bei unserem Zug steht ein kein Gleis angegeben, sondern stattdessen „cancelado“. Ohne weitere Begründung wissen wir nicht warum der Zug ausfällt und überlegen uns Alternativen. Ab Centrale fährt nur noch der Eurocity Richtung Lugano, der soll zwar verkehren, aber den können wir mit unserem Nahverkehrsfahrschein nicht nutzen. Als Fahrplan haben wir erstmal nur die SBB Webseite, und die SBB hat keine Ahnung was im Ausland passiert. Dort steht der Zug ohne jede Anmerkung als verkehrend drin, und insofern sind wir etwas skeptisch, ob der Zug eine Stunde später wirklich verkehren würde – sehr voll würde er wohl auf jeden Fall.
Es wird etwas hektisch, denn wir entscheiden uns für eine Alternativverbindung mit der S11 ab Porte Garibaldi. Dahin geht es mit der U-Bahn. Eine Viertelstunde vorher waren wir dort noch mit der Straßenbahn vorbeigefahren, die Hektik und das Rumgelaufe am Bahnhof Centrale hätten wir uns sparen können hätten wir schon vorher von dem Ausfall gewusst. Zeitlich gelohnt hat sich es sowieso nicht, denn die S-Bahn hält an allen Stationen und braucht bis Como 30 Minuten länger wie der Eilzug.
Angekommen in Como, kommt zunächst mit einer guten halben Stunde Verspätung der EC aus Mailand, den wir vorbeifahren lassen, und dann unser RE80 nach Locarno, auch gut 10 Minuten verspätet (Die SBB zeigen den EC für Chiasso übrigens als pünktlich an, obwohl die dortige Abfahrtzeit längst vorbei ist). Der RE80 leert sich in Como recht gut und wir haben kein Problem einen Sitzplatz zu finden. Viel „Luft“ im Fahrplan sorgt dafür, das wir ab Lugano pünktlich sind, und eine Stunde später als geplant treffen wir um 20:35 Uhr in Locarno ein.
Während der Zugfahrt war dann Gelegenheit, übers Abendessen nachzudenken, und wir sind auf dem Weg zum Hotel gleich nach Ankunft ins „Mama Mia“, wo wir am ersten Abend bereits gewesen waren.