Jacksonville wird in den Reiseführern allgemein nicht als ‚Must See‘ beschrieben. Und liegt auch irgendwie merkwürdig im nordöstlichen Zipfel Floridas, und fällt daher aus vielen Routen heraus. Auch ich hatte bislang die Stadt nie in eine Reiseroute einbauen können. Damit war nun Schluss, heute stand ein kurzer Blick in die Stadt auf dem Programm. Und um das Fazit vorwegzunehmen, die Einschätzung der Reiseführer ist korrekt.
Dabei gab es die nächste Lektion in unserem Studiengebiet „ÖPNV in den USA“, die Fahrt in die Stadt fand mit dem Stadtbus statt. Tageskarten gab es bei Walgreens zu kaufen und wir hatten uns zwei davon gestern beim Spaziergang zum Strand besorgt.
Allseits bekannt ist, das der ÖPNV in den USA in den meisten Städten nicht besonders gut angenommen wird, insbesondere nicht von der weißen Mittelschicht, die sind lieber im eigenen Fahrzeug unterwegs. Samstags wird dies vielleicht noch auffälliger, wenn der Berufsverkehr wegfällt und verstopfte Straßen kein Anreiz für den Umstieg sind. Der Stadt Jacksonville kann man jedenfalls nicht anlasten, den Busverkehr unattraktiv zu lassen. Man hat die Hauptlinien modernisiert und vermarktet sie under dem Namen ‚First Coast Flyer‘ als BRT (Bus Rapid Transit) System, wenn auch die allermeisten Merkmale eines solchen Systems nicht erfüllt sind. Immerhin, die Linien und die Streckenführung sind klar gekennzeichnet, die Busse brandneu und gasbetrieben, die Geschwindigkeit dank nur weniger Haltestellen recht hoch und die Haltestellen selber sind für USA Verhältnisse luxuriös ausgestattet.
Auf der mindestens dreispurigen (je Richtung) Ausfallstraße verkehrt dann am Samstagmorgen alle halbe Stunde ein Bus, und die Fahrgastzahl darin war einstellig. Und die meisten Fahrgäste waren nun definitiv ‚captive riders‘, aus den unteren gesellschaftlichen Schichten.
Na ja, es sind fast 20 Meilen bis Downtown, und es dauert daher ungefähr eine Stunde, bis der Bus dort am Busbahnhof am Nordrand ankommt.
Der Busbahnhof macht am späten Samstagvormittag keinen einladenden Eindruck mit vielen herumlungernden Obdachlosen. Ein Bus der blauen Linie steht bereit, und mit dem machen wir uns sofort auf zum vermutlich touristischsten Punkt in Jacksonville, dem Friendship Fountain am Südufer des St. Johns River. Hier gibt es mit dem ‚Museum of Science and History‘ (MOSH) das wohl bekannteste Museum Jacksonvilles (wir haben es nicht besichtigt) und den aus allen Prospekten und Reiseführern bekannten Blick über den Fluß auf die Skyline Jacksonvilles.
Ein Panorama der kompletten Skyline passt nicht so gut in das Blogformat, daher hier als Link:
Am Nordufer des Flusses direkt gegenüber übrigens „Jacksonville Landing“, ein Entertainmentzentrum im Stil des Bayside Marketplace in Miami. Es steht bereits zu 90% leer und soll in Kürze abgerissen werden.
Einen Riverwalk gibt es entlang des Flusses, wir laufen ihn mal ab.
Jetzt geht es über die Brücke ins eigentliche Downtown:
Nachdem das Shopping schon vor langer Zeit in die Suburbs abgewandert ist sind die Innenstädte in den USA ausserhalb der klassischen Bürozeiten meistens ziemlich tot. Das gilt auch für Jacksonville. Im Zentrum der Stadt, im Hemming Park, finden wir jedoch überraschenderweise eine Menge Leben, heute findet ein Familienfest statt.
Ähnlich dem Metromover in Miami gibt es in Jacksonville den JTA Skytrain. Normalerweise Samstags nicht in Betrieb, diente er heute als Achterbahnersatz für die Besucher des Familienfests. Den Fahrzeugen sieht man ihr Alter von 30 Jahren an, sie sollen durch Neufahrzeuge ersetzt werden
Damit lassen wir es gut sein mit der Stadtbesichtigung Jacksonvilles und machen uns auf die Rückfahrt mit dem nächsten Bus.
Im Hotel gab es eine kleine Pause am Pool mit Drinks aus dem Automaten.
Dann gings nochmal los, und zwar ins reiche Jacksonville: der riesengrossen Shoppingmall „St. Johns Town Center“. Die liegt auf halber Strecke Richtung Downtown südlich der Innenstadt. Gefahren sind wir mit dem PKW, per Bus hätte es eine Linie ab Downtown gegeben – im Stundentakt. Das war selbst für mich zuviel.
Die Mall ist etwas anders als sonst aufgebaut. Sie soll wohl eine Kleinstadt nachbilden, dahere kann man mit dem PKW mittendurch an den Läden vorbei fahren, wenn auch nur in Schrittgeschwindigkeit. Wir sind einmal rauf und runter gelaufen, das Ladenangebot ist eher ‚upscale‘, und hier war natürlich jede Menge los. Sogar einen Buchladen gab es noch (Borders), im Café darin gab es Starbucks Produkte, für uns die nächste Pause.
Dann ging es die gleiche Strecke zurück zum Hotel. Zum Abendessen zu Fuß zum „Scratch Kitchen und Mimosa Bar“, wie sich das Restaurant nannte, ein paar Hundert Meter Richtung Strand.
Und heute haben wir uns daran erinnert, das wir dann und wann das Essen fotografieren wollten, bevor wir drüber herfallen. Bitteschön:
Statistik: Am Nachmittag (zur Mall) sind wir 23 Meilen mit dem Auto gefahren.