Zunächst mal eine lange Story, um zu erklären, warum wir im Tessin gelandet sind. Stephan war früher mal am Gardasee, einem weiteren der oberitalienischen Seen, gewesen. Daraus entwickelte ich die Idee, mal einen Kurzurlaub am Comer See (Lago di Como), direkt südlich der Schweizer Grenze, zu machen. Tatsächlich haben wir nun ein paar Tage Tessin in unseren Schweizurlaub eingebaut, die Idee eines Besuchs am Comer See hielt sich allerdings. Es wäre ein bequemer Tagesausflug ab Locarno gewesen, und heute hatten wir die letzte Chance dafür, den Morgen geht es ja zurück nach Hause. Aaaber – auch heute hatten wir irgendwie keine Lust darauf und sind stattdessen in die entgegengesetzte Richtung nach Bellinzona gefahren.
Viel hatte ich noch nicht von Bellinzona gehört. Der Reiseführer weiß, das es die zweitgrößte Stadt des Tessin ist und seit 1878 Sitz der Kantonsregierung. Bereits weit vorher war der Ort als Schlüssel zu mehreren Alpenpässen von großer strategischer Bedeutung und deswegen finden sich insgesamt drei Burganlagen im Ort, die heutzutage die größten Sehenswüdigkeiten dort sind. Wir sind also mal hingefahren, um das Ganze abzuchecken, wie man so sagt.
Das Hinfahren war wieder fürchterlich einfach, alle halbe Stunde fährt die zweite in Locarno startende S-Bahn-Linie dorthin und braucht keine 30 Minuten für die Strecke.
Angekommen, ärgert uns ein wenig der Schweizer Taktfahrplan. Der Bus 4 zur höchsten Burg fuhr nämlich direkt im Anschluss an den Zug, und da wir noch mit der Orientierung im und am Bahnhof beschäftigt waren, liessen wir ihn fahren. Damit fiel die Besichtigung dieser Burg dann für uns aus.
Stattdessem machten wir uns auf zur größten Burg, dem Castel Grande. Dahin ging es südwärts entlang der Hauptgeschäftsstraße, der Viale Stazione, bis zum Piazza Sole.
Zur Burg hoch zu kommen ist sehr einfach. Ein kostenloser Aufzug ab dem Piazza Sole überwindet die Höhendifferenz.
Eine Stunde dauert unser Rundgang übers Burggelände, dann nehmen wir wieder den Aufzug nach unten und setzen den Spaziergang südwärts fort, Piazza Collegiata heißt der zentrale Platz, an der die Stiftskirche Chiesa collegiata dei Santi Pietro, Paolo e Stefano steht.
Und dann hab ich mich entschieden, das wir uns mal ein bisschen anstrengen könnten. Wir versuchten uns also am Aufstieg zur zweiten Burg, dem Castello de Montebello. Es liegt 80 Meter über der Stadt, große Teile des Weges bestehen aus Treppen.
Ein paar Fotos aus dem Burghof:
Zurück ging es auf dem gleichen Weg, abwärts waren die Treppen nicht so schweißtreibend. Die Bahnlinie nach Süden führt in einem kurzen Tunnel unter der Burganlage her so dass wir beim Abstieg einen Zug der S-Bahn beobachten konnten, der einen etwas längeren Halt vor einem Signal einlegte.
Wir fanden, das wir von Bellinzona genug gesehen hatten und gingen daher direkt zum Bahnhof und mit dem nächsten Zug ging es nach Locarno zurück.
Ziemlich früh, um 14:30 Uhr, waren wir damit zurück am Hotel. Ans Abendessen habe ich aber schon gedacht. Die Pizzerien am See gefielen mir ja nicht so, vor allem weil „innen“ kaum ein Platz zu bekommen war, und nach kurzem Überlegen reservierten wir im Restaurant des Hotels für den Abend. In den Tagen bisher war das Hotelrestaurant merkwürdigerweise immer sehr leer gewesen.
Der Ausklang des Urlaubs war dann zunächst ein fauler Nachmittag auf unserem sonnenbeschienen Balkon. Und als wir dann um 19:00 Uhr im Restaurant auftauchten, waren wir glücklich die Reservierung gemacht zu haben, denn es war fast vollständig belegt. Wir erhielten einen Tisch am Fenster und konnten dann bei live Klaviermusik das sehr gute Essen genießen.
Damit ging dann der letzte eigentliche Urlaubstag zu Ende.