Nach den Erfahrungen mit dem kleinen Spaziergang gestern Abend stand dann nach längerem Überlegen fest, was wir heute machen: Schiff fahren. Das sollte uns nicht überanstrengen.
Der Tag begann recht relaxed, denn das erste Schiff fährt erst um 10:30 Uhr ab Spiez, wir hatten also mehr wie genug Zeit für Frühstück, ein bisschen Pause auf dem Balkon und den Spaziergang zum See hinunter.
Der öffentliche Verkehr in der Schweiz steht ja im Ruf, perfekt zu sein. Bereits gestern in Zürich war es nicht ganz so, und heute gab es das nächste Negativbeispiel. Der Schalter am Anleger war noch geschlossen, also entschied ich mich dafür das Ticket im Internet zu kaufen. Bislang hatte das auch immer gut funktioniert. Die Buchung bei der BLS war auch erstmal kein Problem, man bedankte sich und buchte den doch recht stolzen Preis von 106 Franken auch gleich auf die Kreditkarte. Bloß die e-Mail mit der Fahrkarte als Anhang wollte nicht eintreffen. Und kurzfristig mit jemanden zur Problemlösung Kontakt aufnehmen war nicht möglich, eine Telefonnummer fehlt auf der Buchungsseite, der Chatbot ist extrem umständlich und ruft erst nach vielen Minuten menschliche Hilfe, die aber natürlich gerade beschäftigt ist. Es sah so aus als müsste ich die Fahrkarte nochmals kaufen, aber kurz bevor das Schiff anlegte, mindestens 10 Minuten nach der Buchung, trudelte die e-Mail dann doch noch ein. So etwas ist für Fahrkarten zum sofortigen Fahrtantritt nun wirklich ein absolutes No-No (Bleibt anzumerken, das sich der BLS Service nach einer Stunde meldete, da ja inzwischen die Fahrkarte angekommen war konnte er sich nur noch entschuldigen und versprach, der Sache nachzugehen).
Nach der Aufregung ging es jetzt aufs Schiff, wir fanden einen Platz im Heck und in eineinhalb Stunden ging es kreuz und quer über den See nach Interlaken.
In Interlaken gibt es wieder etwas Hetze. Die Schiffe aus Thun enden in Interlaken West, die Richtung Brienz fahren in Interlaken Ost ab. Dazwischen liegt der Ort Interlaken. Die Strecke ist zwar nicht lang, aber in 15 Minuten nicht zu Fuß zu bewältigen, wir müssen dafür die Bahn nehmen. Und die Umsteigezeiten im Schweizer Taktfahrplan sind leider manchmal etwas kurz. Aber wir brauchen uns nicht zu sorgen, auch der Zug fährt untypisch mit mehreren Minuten Verspätung, und nutzlos war das ganze sowieso, denn an der Anlegestelle angekommen stellen wir fest, dass der Herbstfahrplan gilt und um 12 Uhr kein Schiff fährt. Wir müssen eine Stunde warten, da hätten wir auch gemütlich zu Fuß gehen können.
Zurück in Interlaken hätten wir zwar einen „Direktanschluss“ nach Spiez, den benutzen wir aber nicht und laufen einmal durch die Stadt. Gross war der Rundgang nicht, eigentlich ging es geradeaus entlang des Höhewegs (und der Bahnhofstraße) vom Ost- zum Westbahnhof. Entlang der Straße finden sich einige prächtige Hotelbauten aus der Belle Epoque genauso wie moderne architektonische Scheusslichkeiten.
Als erstes kommte das Hotel Royal St. Georges, ein repräsentativer, vom Neubarock beeinflusster Historismusbau, 1906/1907 von A. Vifian gebaut.
Dann geht es mit dem Schiff zurück nach Spiez. Diesmal haben wir drinnen gesessen und noch einen weiteren Drink genossen. 17:30 Uhr ist es, als wir in Spiez ankommen.
Wir mussten dann noch den Berg hochklettern bis zum Hotel, was heute etwas besser gelang als Gestern, und es war kaum Zeit für eine kleine Pause, denn um 19:00 Uhr wartete schon das Abendessen auf uns. Danach waren wir zu müde für einen weiteren Drink und haben den Tag gleich beendet.